Gabriel Bolwin im Interview

Gespräch mit Gabriel Bolwin, angehender C-Trainer im Tischtennis

Gabriel, du bist 16 Jahre alt und hast die Ausbildung zum C-Trainer im Tischtennis mit den notwendigen Modulen und Hospitationen abgeschlossen. Wie viele andere Sportlerinnen und Sportler, die aktuell nicht aktiv sein können, bist du von Corona auch ausgebremst worden. Du konntest im Dezember 2020 dadurch leider nicht deine Prüfung zum C-Trainer ablegen. Wann genau wirst du aus heutiger Sicht den Trainerschein abschließen können?

Gabriel am Balleimer

Nach Beendigung meiner Hospitationen habe ich im Oktober 2020 noch meine Hausarbeit geschrieben und im November eingereicht. Anfang Dezember kam dann vom HTTV die Nachricht, dass die Prüfung auf voraussichtlich März verschoben werden muss. Ob das klappt, hängt sicherlich vom weiteren Verlauf der Corona-Pandemie ab. Ich rechne damit, dass die Abschlussprüfung zumindest im ersten Halbjahr 2021 stattfindet.

Wie lange hat die Trainerausbildung gedauert und was hast du dabei gelernt?

Als aktiver Spieler habe ich in den letzten Jahren immer mal wieder Nachwuchsspieler auf Turnieren und Mannschaftskameraden bei Spielen gecoacht. Das hat mir viel Spaß gemacht und so habe ich mich im Februar 2020 entschlossen, den STARTTER-Lehrgang zu absolvieren. Das ist der Aufbau-Lehrgang und gleichzeitig die Zulassungsvoraussetzung für den C-Trainer-Lehrgang. Im Juli in den Sommerferien habe ich dann gleich die beiden C-Trainer Kompakt-Lehrgänge mit den Modulen A bis D angehängt. Das waren zwei Wochen am Stück konzentriertes Arbeiten und Lernen.

Beim Lehrgang wird man auf die Rolle des Trainers vorbereitet, also Trainingseinheiten sachgerecht planen und durchführen zu können. Dabei habe ich die Vermittlung der Tischtennis-Grundtechniken gelernt, aber auch die Bewegungsanalyse und -korrektur. Dazu kommen noch Konditionstraining, Taktik, Coaching und verschiedene pädagogische Aspekte im Training und Wettkampf. Natürlich muss man auch die Tischtennisregeln beherrschen und sich näher mit den Strukturen im Verband und in Vereinen beschäftigen.

An die Lehrgänge schließen sich dann noch vier Trainingshospitationen an und die von mir bereits genannte Hausarbeit. Bis zur Prüfung ist also praktisch wie theoretisch eine Menge zu lernen.

Was hat dir in der Ausbildung gut gefallen, was weniger gut?

Mir hat tatsächlich alles gut gefallen, die abwechslungsreichen Themenblöcke und die Kombination von Theorie und praktischen Übungen. Das HTTV-Lehrteam war sehr engagiert und hat uns in den verschiedenen Ausbildungseinheiten auch gut gefordert. Die Kompaktkurse waren natürlich schon anstrengend. In zwei aufeinanderfolgenden Wochen jeweils fünf Tage am Stück von 9 bis 18 Uhr in der Halle zu sein und die Konzentration immer hoch halten zu müssen, da spielt man abends keine Schachpartie mehr. Auch bei den vier anschließenden Hospitationen habe ich eine Menge praktisches Wissen mitnehmen können.

Fühlst du dich jetzt gut auf eine Trainertätigkeit vorbereitet?

STARTTER- und C-Trainer-Lehrgang sind erst der Anfang. Damit ist die Basis gelegt worden. Jetzt kommt es darauf an, das Gelernte in der Praxis umzusetzen, als Trainer die Nachwuchsspieler beständig weiterzuentwickeln. Erfahrung spielt hier eine große Rolle. Mit jedem Training, das ich vorbereite und gebe, lerne ich auch selber weiter, hinterfrage mich und versuche mich zu verbessern.

Training ist immer eine komplexe und kontinuierliche Entwicklungsaufgabe. In meinen Trainingseinheiten habe ich festgestellt, dass Nachwuchsspieler beim Training die richtigen Anreize brauchen. Die setze ich zum Beispiel, indem ich wettkampfbezogen trainieren lasse und Übungen möglichst variationsreich gestalte. Schön ist es auch, wenn das Training genügend Freiraum für Spaß und Freundschaften lässt. Das stärkt den Zusammenhalt in der Mannschaft und im Verein.

Welche Gruppen trainierst du im Moment (vor dem Lockdown wegen Corona)?

In meinem Verein, der TG 1899 Oberjosbach, unterstütze ich momentan als Co-Trainer unseren B-Trainer Pascal Ried, der jeden Freitag das Nachwuchstraining leitet. Zum Training kommen hier sowohl Anfänger als auch Fortgeschrittene, so dass es für mich als Trainer sehr abwechslungsreich ist und viel Spaß macht.

Darüber hinaus leite ich donnerstags an meinem Wohnort das Training der Nachwuchsteams Jungen 15 / 18 des TTC Bad Camberg. Die Trainingsgruppe ist von der Spielstärke her relativ homogen. Hier setzte ich den Schwerpunkt auf das Festigen von Basics und das Erlernen neuer Techniken. Im Trainingsfokus stehen auch die Vorbereitung auf die jeweils anstehenden Wettkämpfe und der Zusammenhalt des Teams.

In welchem Alter hast du selbst mit Tischtennis begonnen und was meinst du, in welchem Alter der Einstieg am besten gelingt?

Ich bin erst relativ spät mit elf Jahren zum Tischtennis gekommen. Der Sport hat mich aber sofort begeistert. Bei den Nachwuchs-Meisterschafts- und Ranglistenturnieren habe ich dann schnell gemerkt, dass ich in kurzer Zeit viel aufholen muss, da viele der Gleichaltrigen schon drei bis vier Jahre länger Tischtennis gespielt hatten. Daher würde ich sagen, so früh wie möglich mit dem Tischtennis beginnen. Wenn man in die Talentsichtungs- bzw. Talentfördergruppen des Verbands kommen möchte, ist sieben sicherlich ein gutes Einstiegsalter.

Noch ein Wort zu dir persönlich: Hast du schon Zukunftspläne nach dem zeitlich noch etwas entfernten Abitur?

Drei Jahre noch, dann mache ich das Abitur. In der Schule habe ich viele Interessenschwerpunkte, wie beispielsweise Sprachen und Naturwissenschaften. Und dann gibt es neben dem Tischtennis noch meine zweite Leidenschaft: Ich spiele seit vielen Jahren Geige. Bei so vielen Interessen fällt es mir momentan noch ziemlich schwer, mich auf eine konkrete Richtung für die Zukunft festzulegen. Sicher ist jedenfalls, dass Tischtennis ein wichtiger Teil meines Lebens bleiben wird und das nicht nur als Spieler, sondern auch als Trainer. Jetzt hoffe ich erst einmal, dass es mit dem Tischtennis bald wieder losgehen kann.

Danke für dieses Gespräch und weiterhin viel Erfolg als Trainer und natürlich auch für die noch ausstehende C-Trainerprüfung!